Asbest erkennen: So lässt sich der gefährliche Stoff identifizieren.

Asbest erkennen – Einleitung

Bauland ist nicht unbegrenzt verfügbar. Viele Städte und Gemeinden stossen diesbezüglich bereits an ihre Grenzen. Häufig werden daher alte, ungenutzte Liegenschaften abgebrochen, um Platz für neue, modernere Gebäudekomplexe zu schaffen. Viele davon stammen aus einer Zeit, in der sich kaum jemand Gedanken über Asbest, PCB, PAK und Co. machte. Heute führt die steigende Sensibilität gegenüber Gebäudeschadstoffen zu einer explosionsartigen Zunahme von Vorschriften und Auflagen sowohl beim Abbruch als auch bei der Gebäudesanierung. Um diese erfüllen zu können, ist es wichtig, zu wissen, woran Asbest und asbesthaltige Werkstoffe zu erkennen sind.

Warum auf Asbest testen?

Obwohl die Gefährlichkeit von Asbest schon vor vielen Jahrzehnten erkannt wurde, ist die Verwendung in der Schweiz erst seit 1990 verboten. Wegen ihrer massenhaften Anwendungen in den Jahren davor und ihrer extremen Langlebigkeit finden sich die Silikat-Mineralien auch heute noch an und in vielen Gebäuden. Beispielsweise können folgende Materialien Asbest enthalten:

  • Eternit- bzw. Asbestzementplatten an Fassaden und auf Dächern
  • Isolierungen und Hitzeschutzverkleidungen an Boilern und Nachtspeicheröfen
  • Hitze- und Brandschutz aus Spritzasbest an Rohren und Stahlträgern
  • untere Schichten von Vinyl-Bodenbelägen und Bodenplatten
  • Klebstoffe, Dichtungen und Hitzeschutzauskleidungen in Elektrogeräten
  • Wand- und Deckenplatten

Sollten Sie als Hausbesitzer den Verdacht hegen, dass das Gebäude mit asbesthaltigen Produkten erbaut wurde, müssen Sie nicht gleich in Panik verfallen. Sofern es sich um festgebundenen Asbest handelt und die Bauteile unbeschädigt sind, geht keine Gesundheitsgefahr davon aus. Auf lange Sicht kann es aber dennoch ratsam sein, sich von diesen Materialien zu trennen.

Für Wohnräume gibt es bislang keine verbindlichen Grenzwerte für Asbest. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt, dass die Belastung nicht über 1000 lungengängige Asbestfasern (LAF) je Kubikmeter Luft liegen sollte. Für Arbeitsplätze gibt die Suva eine maximale Faserkonzentration von 1000 LAF/m3 vor.

Mikroskopaufnahme von einem Büschel Asbestfasern.

Ob die Luft mit Asbestfasern kontaminiert ist, sollten Sie vor allem in folgenden Situationen prüfen lassen:

  • Bestandsaufnahme: Welche Faserbelastung liegt bei der gegenwärtigen Nutzung eines Hauses oder Raumes vor?
  • Kontrollmessung zum Schutz Dritter: Besteht während der Sanierungsarbeiten die Gefahr einer Kontamination umliegender Räume oder Gebäude.
  • Kontrollmessung nach Abschluss einer Sanierung: Wie sauber ist die Luft in der Sanierungszone nach Ende der Arbeiten? Diese Messungen sind gemäss EKAS 6503 Art. 7.4.11 verpflichtend.

Zur Messung der Faserkonzentration in der Luft wird die Raumluft durch einen Filter abgezogen und dieser dann mittels Elektronenmikroskop untersucht. Diese Messungen werden gemäss der deutschen VDI-Norm 3492 durchgeführt. Daher ist auch von „VDI-Messungen“ die Rede.

Die Dauer dieser Luftmessungen beträgt acht Stunden. Für die Auswertung kommen weitere zwei bis drei Stunden hinzu. Daher sollten Sie hierfür genügend Zeit einplanen. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, ist es ratsam, die Messungen von einer vom Sanierungsunternehmen unabhängigen Firma ausführen zu lassen, die Fachkompetenz im Bereich Luftmessungen vorweisen kann.

Asbestrobe

Oft finden sich asbesthaltige Bodenbeläge unter bestehenden Laminatböden.

Wann ist das Vorhandensein von Asbest wahrscheinlich?

Folgende drei Indizien können auf eine Asbestbelastung hinweisen:

1. Das Baujahr des Gebäudes:

Seine Hochphase erlebte Asbest als Baustoff vor allem in den 1960er Jahren bis zu seinem Verbot im Jahr 1990. Wurde Ihr Haus während dieser Zeit erbaut und seither nicht umfassend saniert, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sich Asbest an der Fassade, auf dem Dach oder an anderen Teilen des Gebäudes befinden.

2. Das Aussehen

Die Farbpalette beim Asbest reicht von Weissgrau, Grau und Graubraun über Bläulich bis hin zu Grün und Grünbraun. Ein weiterer Hinweis ist seine faserige Struktur, die jedoch nur bei starker Vergrösserung sichtbar wird. Mit blossem Auge ist eine Asbestfaser nicht zuerkennen, da sie 200 Mal dünner ist als ein menschliches Haar.

Sehen Sie davon ab, beschädigte Asbestprodukte näher in Augenschein zu nehmen. Wenden Sie sich stattdessen an Fachleute. Allein von der Farbe und der Struktur eindeutig auf Asbest zu schliessen, ist allerdings auch diesen nicht möglich, da eine hohe Verwechslungsgefahr mit später verwendeten Einsatzstoffen wie Glasfasern, Mineralfasern und Gesteinsmehl-Platten besteht. Um Asbest zweifelsfrei nachzuweisen, bedarf es eines Labortests.

3. Die Verwendung

Aufgrund seiner Isolierfähigkeit und Hitzebeständigkeit kam Asbest vor allem in Baumaterialien für das Dach zur Anwendung. Das betrifft Dacheindeckungen wie Asbestzementplatten oder Asbestpappe, aber auch die Dachdämmung. Wurde das Dach Ihres Hauses seit 1990 nicht komplett saniert und neu eingedeckt, finden sich dort mit hoher Wahrscheinlichkeit Asbestprodukte. Weitere typische Einsatzfelder sind Bodenbeläge, Rohre und Wandverkleidungen.

Asbestanalyse

Nach der Entnahme der Asbestproben werden diese in einem Asbestlabor analysiert.

Wie funktioniert die Asbestanalyse im Labor?

Mit dem blossen Auge ist nicht zu unterscheiden, ob ein Material Asbest enthält oder ob es sich um ungefährliche Mineralfasern handelt. Die Silikat-Mineralien verströmen auch keinen signifikanten Geruch, an dem sie zu erkennen wären.

Nur durch einen Asbest Test kann zweifelsfrei nachgewiesen werden, ob Asbest im Haus ist und ob dieser schwach- oder festgebunden ist. Deshalb empfiehlt es sich, beim geringsten Verdacht auf das Vorhandensein von Asbest eine Bauschadstoffuntersuchung durchführen zu lassen. Diese auch als Gebäudecheck bekannte Massnahme umfasst neben der Begehung und Untersuchung des Objekts Probeentnahmen, Laboranalysen sowie einen zusammenfassenden Untersuchungsbericht mit Empfehlungen und Informationen.

Um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, gibt es folgende Typen und Formen von Gebäudeanalysen:

  • Gebäudecheck bei Umbau und Sanierungsarbeiten
  • Gebäudecheck Rückbauobjekt
  • Gebäudecheck für Liegenschaftskauf und -verkauf
  • Gebäudescreening
  • Expertisen

Im Zusammenhang mit Asbest sind vor allem die ersten beiden Varianten von Bedeutung. Dabei beinhaltet die Gebäudeanalyse grundsätzlich folgende Punkte:

  • visuelle Untersuchung auf asbestverdächtige Werkstoffe,
  • Entnahme von Materialproben und Asbestanalyse in einem spezialisierten Labor.

Jede Probe wird manuell erfasst und registriert, um Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Dann folgt eine Aufbereitung, wobei dieser Schritt bei mehr oder weniger reinem Asbest teilweise entfallen kann. Bodenbeläge, Kleber und andere brennbare Materialien werden für vier bis zwölf Stunden auf 450 °C erhitzt, sodass organische Substanzen verbrennen. Zement-, Gips- und Verputz-Proben werden mit Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure, HCl[aq]) behandelt. Anschliessend werden die zurückbleibenden Stoffe mithilfe einer Stereolupe untersucht, die ein 3-dimensionales Bild ermöglicht. Wird ein vermeintliches Asbestbüschel entdeckt, wird es mit Glycerin auf einem Präparationsglas fixiert und mittels Polarisationsmikroskopie (PLM) analysiert. Asbestfasern erscheinen unter dem Polarisationslicht zunächst gelblich und nach dem Drehen der Mikroskopie-Scheibe blau. Mit dieser Methode lassen sich alle Arten von Asbest nachweisen.

Ergibt die thermische Behandlung keinen Hinweis auf Asbest, werden die Proben mit einer Säurebehandlung zusätzlich analysiert. Eine weitere Methode ist die Untersuchung im Rasterelektronenmikroskop (REM), das sowohl ein Bild als auch die genaue chemische Zusammensetzung liefert. Auf diese Weise lässt sich nicht nur feststellen, ob ein Stoff Asbest beinhaltet, sondern auch, um welche Asbest-Art es sich handelt.

Am aufwendigsten sind Proben, die keine Asbestfasern enthalten, da von Asbestfreiheit erst auszugehen ist, wenn alle möglichen Prüfverfahren durchgeführt wurden.

Der Diagnosebericht der Gebäudeanalyse beinhaltet folgende Angaben:

  • Definition und Eingrenzung des Untersuchungsperimeters,
  • Angaben zu den Probeentnahmestellen einschliesslich Fotodokumentation,
  • Informationen zu den analysierten Materialien inklusive dazugehöriger Laborresultate,
  • Sofern Asbest vorhanden ist: Massnahme gemäss Suva-Merkblättern und EKAS-Richtlinien sowie dafür geeignete Handwerker (Rückbau oder Sanierer),
  • Angaben zur Dringlichkeit der Massnahmen
  • der Umfang der Asbestsanierung.

Was tun, wenn Asbest festgestellt wurde?

Wurde in Ihrem Gebäude Asbest nachgewiesen, gilt es zunächst, die Dringlichkeit der Situation zu bestimmen. Die Materialbeurteilung spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Beurteilung der Raumnutzung.

Handelt es sich um festgebundenen Asbest in gutem Zustand, ist die Sanierung weniger dringlich als bei schwachgebundenem Asbest, der äusseren Einwirkungen wie Abrieb oder Vibrationen ausgesetzt ist. Werden asbesthaltige Werkstoffe in einem Kindergarten festgestellt, muss deutlich schneller gehandelt werden, als wenn nur eine Abstellkammer betroffen ist. Zudem kommt es darauf an, ob das Material einfach zugänglich ist oder erst umständlich freigelegt werden muss. Ist Letzteres der Fall, gelangen in aller Regel kaum Asbestfasern in die Raumluft, sodass eine Sanierung nicht unbedingt erforderlich ist.

Ist davon auszugehen, dass beim Entfernen asbesthaltiger Materialien nur wenige Asbestfasern in die Luft gelangen, müssen Sie keine spezialisierte Firma mit der Schadstoffsanierung beauftragen. Die Arbeiten können Baufirmen mit gut ausgebildeten und instruierten Mitarbeitern ausführen. Dabei sind jedoch strenge Sicherheitsmassnahmen wie Atemschutzmasken, Schutzkleidung, Befeuchtung der Materialien sowie Quellabsaugung des Staubes unerlässlich. Eine mechanische Bearbeitung wie das Zerbrechen der Werkstoffe ist nicht gestattet.

Können Sie nicht ausschliessen, dass grosse Mengen gesundheitsgefährdender Asbestfasern freigesetzt werden, müssen Sie eine von der Suva anerkannte, auf Asbestsanierung spezialisierte Firma hinzuziehen. Das betrifft vor allem schwachgebundene Materialien. Gleiches gilt, wenn das beauftragte Unternehmen nicht in der Lage ist, die Arbeiten nach den geltenden Regeln der Technik sachgerecht auszuführen.

Alles Wichtige zur Asbesterkennung im Überblick:

  • Besondere Gefahren gehen von schwachgebundenem Asbest, beispielsweise von Spritzasbest aus. Festgebundener Asbest ist bei intakten Produkten weitgehend unproblematisch.
  • Bei Beschädigung, Bearbeitung und starker Verwitterung setzen alle Asbestprodukte verstärkt Fasern frei.
  • Mit blossem Auge ist Asbest nicht sicher erkennbar.
  • Nur mittels Asbest Test lässt sich Asbest zweifelsfrei nachweisen und einordnen.
  • Spezialisierte Labore können Asbest in der Raumluft über eine Analyse des Hausstaubs oder eine Raumluftmessung erkennen.

Brauchen Sie Unterstützung bei der Identifizierung von Asbest?